35. Parlamentssitzung am 12. Mai 2017

Hilfe für Bedürftige

An sieben Projekte hat das Reutlinger Spendenparlament Gelder in Höhe von 20.000 Euro ausgeschüttet, unter anderem an ein Musikschulprojekt und an diverse Flüchtlingsprojekte.

Wie immer so ging es auch bei der mittlerweile 35. Sitzung des Reutlinger Spendenparlaments um Geld. Um viel Geld. Insgesamt 20.000 Euro hat das besondere Parlament am Freitagabend verteilt – ein Betrag, der aus dem Spendentopf entnommen wurde, der sich aus Mitgliedsbeiträgen, aus Privatspenden und auch aus dem jährlichen Reutlinger Spendenmarathon nährt. „Im vergangenen Jahr konnten wir allein durch den Marathon mehr als 19.000 Euro einnehmen“, betonte Gerda von Gagern.

Profitiert von der Geldausschüttung haben bei der ersten Sitzung im Jahr 2017 insgesamt sieben Projekte, darunter eines von der Musikschule Reutlingen: Seit November 2015 machen unter der Leitung von Musikschullehrern Geflüchtete und Einheimische Musik. „Das ist auch eine gute Gelegenheit, um Deutsch zu lernen“, betonte der Musiker Frank Hüther. Mittlerweile habe sich ein Kern von acht Musizierenden herausgebildet, die jeden Dienstag zusammenkommen, um unter dem Namen Beat Ensemble zusammen zu proben. „Wir haben auch einige Auftrittsanfragen“, so Hüther. Und weitere Musiker sollen dazu gewonnen werden.

Bei zwei Projektanträgen sollen Flüchtlingen (unter Eigenbeteiligung) Sprachkurse finanziert bekommen – einmal hatte Susanne Stützmann bei Ferda International eine erhöhte Nachfrage nach Sprachkursen mit hohem Niveau registriert. „Viele Berufe, ein Studium oder auch die Möglichkeit, an der Gesellschaft zu partizipieren, erfordern ein höheres Sprachniveau als das aus den Integrationskursen“, so Stützmann. Weil bei einigen Interessierten aber das Geld für diese höher qualifizierten Kurse nicht vorhanden sei, beantragte Ferda für diese Personen Unterstützung.

Der andere Antrag im Bereich Sprachkurse wurde von Asylpfarrerin Ines Fischer gestellt – und zwar genau in dem zuvor erwähnten Integrationskurs. „Jede Woche kommt eine Vielzahl an Flüchtlingen zu der Asylpfarrerin und würde gerne einen Sprachkurs machen“, berichtete in Vertretung Helga Neuhaus vom Integrationszentrum. Weil die Menschen aus Afghanistan oder Gambia mit einer „niedrigen Bleibewahrscheinlichkeit“ eingestuft würden, erhielten sie keinen Zugang zu Sprachkursen. Mit der Folge: Die oftmals traumatisierten Geflüchteten seien frustriert, hätten keinerlei Beschäftigung, würden sich manches Mal in Alkohol oder Drogen flüchten. „Manche der Flüchtlinge sind schon seit einigen Jahren hier“, sagte Neuhaus.

Ebenfalls ein Projekt für Geflüchtete hatte Peter Donecker vom Diakonieverband vorgestellt: Für eine Nähwerkstatt und ein gastronomisches Vorhaben im Reutlinger Integrationszentrum beantragte der Sozialpädagoge finanzielle Unterstützung. Vor allem an Flüchtlingsfrauen, aber auch an die zahlreichen jungen, männlichen Geflüchteten, die überhaupt nicht kochen können, richten sich diese beiden Projekte. Dabei würden nicht allein gastronomische Grundkenntnisse vermittelt, sondern auch Schneidereiwissen vertieft und weiter entwickelt, wie Donecker ausführte.

In einem ganz anderen Bereich betätigt sich Andrea Meyle bei „Rat und Tat im Hohbuch“: Sie unterstützt mit einem Team von Ehrenamtlichen Ratsuchende bei allem möglichen Papierkram, beim Ausfüllen von Formularen, bei Pflegeversicherungsanträgen und vielem mehr. Aber: Ihre Stelle sei zwar vom Diakonieverband finanziert, nicht aber die Beschaffung von Geräten. Sie brauche dringend einen modernen Laptop und einen Scanner/Drucker.

Anke Bächtiger beantragte für den Verein „Mentor-Leselern-Paten“ Gelder für ein benötigtes Handbuch. Der Hintergrund: Immer mehr Schulkinder haben enorme Schwierigkeiten beim Lesen und mit dem Leseverständnis. Rund 100 Paten haben sich in Reutlingen schon gefunden, die jene Grundschulkinder unterstützen wollen. „Freizeitmaßnahmen für psychisch kranke Mütter und deren Kinder“, hieß ein weiteres Projekt, das finanziell vom Spendenparlament unterstützt wurde. Oftmals seien psychisch kranke Mütter alleinerziehend – Freizeit, wie sie in anderen Familien ganz normal sei, gebe es bei diesen Frauen nicht. Deshalb beantragte Marion Krieg Unterstützung für die Alleinerziehenden, damit sie mit ihren Kinder mal in die Wilhelma, ins Blühende Barock oder auch einen viertägigen Kurzurlaub in den Sommerferien machen können.