„Das ist heute ein ganz besonderer Abend“, hatte Ute Steinbrück am vergangenen Donnerstagabend als Vorstandsmitglied im Trägerverein des Reutlinger Spendenparlaments betont. In der Reutlinger Kreissparkasse wurde mit rund 250 Gästen gefeiert – und zwar das 25jährige Bestehen des besonderen Parlaments, „das bisher immer noch das einzige in ganz Baden-Württemberg ist“, so Christiane Koester-Wagner.
„Damit wird auch ein Vierteljahrhundert ehrenamtliches Engagement gewürdigt“, sagte Martin Bosch als Gastgeber und Vorstandsmitglied der Reutlinger Kreissparkasse. „Das ist ein Anlass zum Feiern und zum Danke sagen“, so Bosch. Denn: Eine große Vielzahl an Ehrenamtlichen haben sich in den vergangenen 25 Jahren in dem Verein engagiert. Entstanden ist das besondere Parlament nach einem Vorbild aus Hamburg – die Reutlingerin Susanne Seidemann hatte 1999 in einer Radiosendung davon gehört, in Reutlingen zahlreiche Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden und das Parlament schließlich etabliert.
„Das eigentliche Herzstück des Spendenparlaments ist die Finanzkommission“, betonte Koester-Wagner ebenfalls aus dem Vereinsvorstand. In dieser Kommission werden die Anträge von sozialen Initiativen angenommen, geprüft und dann ins Parlament eingebracht. Bei den Sitzungen entscheiden die anwesenden Parlamentarier schließlich über die Förderung. Die halbjährlichen Sitzungen des Spendenparlaments leitet stets ein Präsidium, das aus drei Mitgliedern gebildet wird. Von Anfang an hatten die Sitzungen im Reutlinger Spendhaus ihren Platz gefunden.
Insgesamt 332 Projekte sind im Vierteljahrhundert mit fast einer Million Euro Spenden gefördert worden. 130 Parlamentarier gibt es zurzeit, die mit einer Spendensumme von jeweils 65 Euro jährlich die Projekte unterstützen. Ein wesentlicher Teil der Fördersumme des Spendenparlaments kommt zudem bei dem jährlichen Spendenmarathon zusammen – mehr als 1.000 Läuferinnen und Läufer lassen sich jedes Jahr wieder ihre Runden auf der Rennwiese bezahlen und als Spende dem Parlament zukommen. Beim Marathon im vergangenen Jahr konnten so mehr als 20.000 Euro verbucht werden.
Am Donnerstagabend, 26. Juni, aber wurde gefeiert – zunächst mit den Melikas, einem Reutlinger Frauentrio mit ganz besonderen Stimmen. Die drei jungen Damen präsentierten Lieder von Lady Gaga, Britney Spears und Rihanna auf ihre ganz eigene begeisternde Art. Zweiter großer Programmpunkt an diesem Abend waren „Junge Junge“, das Reutlinger Magier-Duo.
Die beiden Zauberer Gernot und Wolfram Bohnenberger – die nebenbei auch noch Architekt, Arzt und Sozialarbeiter sind – begeisterten das Publikum mit ihren Entertainer-, Schauspieler- und Zauber-Weltmeister-Qualitäten etwa bei der Suche nach dem roten Faden. Sie unterhielten bestens mit Kartentricks, mit viel Nervenkitzel bei einem senkrecht aufgestellten Messer unter vier Papiertüten. Hinreißend war zudem ihre Hut-Nummer: In Sekundenschnelle verwandelten sie sich einfach durch selbstgeformte unterschiedliche Hutkreationen zu Akteuren aus bestens bekannten Filmen wie Titanic, Spiel mir das Lied vom Tod, Sister Act und vielen anderen mehr. Eingeleitet wurden die Kinohits mit den ebenso bekannten Filmmelodien.
Vor dem Auftritt von „Junge Junge“ hatte Bürgermeister Robert Hahn als Vertreter der Stadt noch in einem Grußwort betont: „Das Spendenparlament unterstützt innovative und nachhaltige Projekte, es setzt sich damit für soziale Gerechtigkeit und für gesellschaftliche Teilhabe ein.“ Und zwar nicht nur in der Stadt Reutlingen, sondern im gesamten Landkreis.
„Wenn es anderen Menschen durch die Unterstützung des Parlaments besser geht, dann entsteht dabei ein besonderer Mehrwert“, so Hahn. Deshalb sei es eigentlich selbstverständlich, dass auch die Stadt das Spendenparlament mit einer jährlichen Summe von 3.000 Euro fördert.
Die derzeitige Fördervereinsvorsitzende, Charlotte Fliedner, hatte in ihren kurzen Ausführungen betont, dass der Generationswechsel momentan im Spendenparlament vollzogen werde. Gespendet werden konnte laut Fliedner am Donnerstagabend im Übrigen nicht nur über Spendenboxen in bar – sondern sogar über einen QR-Code und per Handy – das Spendenparlament geht mit der Zeit.